Lassen wir unsere Sprachen ertönen!

Offener Brief vom 22. Januar 2024 an den deutschen Bundeskanzler und den französischen Präsidenten

Sehr geehrter Herr Bundeskanzler, sehr geehrter Herr Präsident,

an diesem symbolischen Tag der Unterzeichnung des Elysée-Vertrags vor 61 Jahren, der vor fünf Jahren in Aachen bestätigt und erweitert wurde, möchten wir an die Bedeutung der deutsch-französischen Freundschaft für die Europäische Union erinnern. Mehr denn je brauchen wir ein starkes und geeintes Europa. Und mehr denn je braucht Europa ein starkes deutsch-französisches Fundament. Die in den letzten Jahrzehnten geknüpften Bande dürfen sich nicht lockern.

Ob auf politischer, kultureller, administrativer, wirtschaftlicher oder zivilgesellschaftlicher Ebene – diese Verbindungen werden über die Institutionen und Strukturen hinaus von den Bürger*innen unserer beiden Länder getragen, die, indem sie die Sprache des anderen sprechen, ihr Interesse an dessen Alltag, Kultur, Sorgen und Bestrebungen bekunden und teilen.

Die beispielhafte Versöhnung vor mehr als 60 Jahren, die Aufbauarbeit einer proaktiven Politik der drei nachfolgenden Generationen sind weltweit einzigartig. Nun gilt es dringend, den dritten Akt unserer deutsch-französischen Zusammenarbeit einzuleiten. Die Wiederbelebung des Erlernens unserer Sprachen muss forciert werden, damit wir uns nicht voneinander entfernen, sondern vielmehr dazu beitragen, den Frieden in Europa zu sichern.

Sehr geehrter Herr Bundeskanzler, sehr geehrter Herr Präsident,

lassen wir unsere Sprachen in Deutschland, Frankreich und Europa ertönen, wie es im Elysée-Vertrag und im Vertrag von Aachen vorgesehen ist, um unsere Freundschaft und das Vertrauen in unsere jeweiligen Kulturen und die demokratischen Werte, die wir teilen, mit Stolz erklingen zu lassen und ein Beispiel für Europa zu sein!

Werben wir für diese beispielhafte Freundschaft!

Lassen Sie uns auf der Grundlage der „Strategien zur Förderung der Partnersprache“ einen auf jedes Land zugeschnittenen konkreten Plan erstellen, der das Erlernen und Unterrichten unserer Sprachen spürbar forciert!

Lassen Sie uns den Schulunterricht unserer Partnersprachen so breit aufstellen, dass sich alle Jugendlichen, unabhängig von ihrem sozialen, kulturellen und ökonomischen Umfeld gemeinsam in der jeweiligen Partnersprache verständigen können.

Lassen Sie uns die persönlichen und beruflichen Entfaltungsmöglichkeiten in den Vordergrund stellen, die unseren jungen Menschen durch die Beherrschung unserer Sprachen geboten werden! Lancieren Sie eine Kampagne für die Verbesserung des gesellschaftlichen Bildes des Partnerlandes und dessen Sprache!

Lassen Sie uns unsere Netzwerke nutzen und erweitern und beispielhafte deutsch-französische Synergiezentren einrichten, die das verstärkte Erlernen unserer Sprachen mit kultureller, sportlicher oder wirtschaftlicher Zusammenarbeit verbinden!

Lassen Sie uns die etablierten Instrumente wie das DFJW, den Deutsch-Französischen Bürgerfonds, hunderte deutsch-französische, franko- bzw. germanophile Gesellschaften nutzen, um alle Bevölkerungsteile unserer beiden Länder einzubeziehen. Lassen Sie uns dafür breit werben!

Die ADEAF und die VdF, die Verbände der Deutschlehrer*innen in Frankreich und der Französischlehrer*innen in Deutschland, die FAFA pour l‘Europe und die VDFG, die Verbände der Akteur*innen im deutsch-französischen Bereich, sind treibende Kräfte, um die Bindungen zwischen den Bevölkerungen unserer beiden Länder und das Erlernen unserer Sprachen zu stärken.
Sie können auf uns zählen!

Wir hoffen, dass Sie unser Bestreben nach einer verstärkten deutsch-französischen Zusammenarbeit im Dienste eines Europas der Bürger*innen teilen, die in ihrer Vielfalt vereint sind und für die Werte Gerechtigkeit, Freiheit und Solidarität einstehen!

Mit freundlichen und äußerst engagierten deutsch-französischen Grüßen

Thérèse ClercJean-Michel PratsJochen Hake Grégoire Fischer
1. Vorsitzende der ADEAF1. Vorsitzender der FAFA pour l’Europe1. Vorsitzender der Vereinigung deutsch-französischer Gesellschaften für Europa e. V.1. Vorsitzender der Vereinigung der Französischlehrerinnen und -lehrer e. V.
Foto: Unsplash/Marie-Hélène Rots