Zum erstenmal seit 2018 hat die VDFG in diesem Jahr wieder den mit 10.000 € dotierten Elsie-Kühn-Leitz-Preis (EKLP) vergeben. Zum feierlichen Abschluss des 66. Jahreskongresses von VDFG und FAFA in Dortmund am 23. Oktober wurden die Deutsch-Französische Parlamentarische Versammlung (DFPV) und die beiden ersten Co-Vorsitzenden ihres Vorstands, Andreas Jung und Dr. Christophe Arend, geehrt. Die DFPV ist eine neuartige und einzigartige Versammlung von je 50 Abgeordneten aus Bundestag und Nationalversammlung, die im Corona-Jahr 2020 unter erschwerten Bedingungen ihre Tätigkeit aufnehmen konnte. Dazu haben die beiden ersten Co-Vorsitzenden des Vorstands, Arend und Jung, einen entscheidenden Beitrag geleistet. Sie haben dem jungen Gremium dazu verholfen, den Anspruch beider Parlamente zu demonstrieren, die beiden Regierungen bei der Umsetzung des Elysee- und des Aachener Vertrags, sowie von EU-Richtlinien in nationales Recht gemeinsam zu kontrolllieren. Der neue Botschafter Frankreichs in Berlin, Francois Delattre, hat dies in einer Videoansprache auf deutsch ausdrücklich gewürdigt. (youtu.be/Gwek2ltjvXY).
In ihrer Laudatio auf die Preisträger (Laudatio_DFPV_Demesmay) mahnte die französische Deutschlandexpertin Dr. Claire Demesmay an, dass Deutschland und Frankreich die Verpflichtung zu aktiver Kooperation gerade in schwierigen Zeiten hätten. Hier sei Kreativität, Vertrauen und Mut gefragt, wozu die neue DFPV die perfekte Arena biete, um die notwendigen Debatten zu führen. So leistet die DFPV etwa durch öffentliche Anhörungen deutscher und französischer Minister durch Parlamentarier beider Länder einen entscheidenden Beitrag zum besseren Verständnis der politischen Positionen und Verfahren im jeweils anderen Land. Damit wird, so Demesmay, das Vertrauen weiter gestärkt, wie etwa der erfolgreiche Kampf der geehrten Abgeordneten gegen die Grenzschließungen zu Anfang der Corona-Pandemie bewiesen habe. Mit ihrer auf Dauer angelegten Struktur stelle die Versammlung auch eine erste Antwort auf die Initiativen des französischen Präsidenten Emmanuel Macron in seiner Sorbonne-Rede 2017 dar und könne vielleicht zur Inspiration für andere in Europa dienen.
Arend und Jung gehören dem Präsidium der DFPV nicht mehr an. Jung, jetzt stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, räumte nach der Bundestagswahl 2021 seinen Platz für den SPD-Abgeordneten Dr. Nils Schmid, der an der Preisverleihung leider nicht teilnehmen konnte. An seiner Stelle nahm die Abgeordnete Chantal Kopf (Grüne) die Auszeichnung für den deutschen Co-Vorsitz der DFPV entgegen. Arend unterlag bei der Parlamentswahl in Frankreich im Juni 2022 dem Kandidaten des rechtsextremen Rassemblement National in seinem Wahlkreis im Département Moselle und wird jetzt die Leitung der Vertretung des Saarlandes in Paris übernehmen. Für den französischen Co-Vorsitz nahm die für seine Nachfolge bestimmte, aber noch nicht gewählte ehemalige Ministerin Brigitte Klinkert die Urkunde entgegen.
Arend dankte für die Auszeichnung und mahnte an, dass Freundschaft keine Selbstverständlichkeit sei. Nun müssten seine und Jungs Nachfolger dafür sorgen, dass „das Baby“, die DFPV, gedeihe. Jung nannte die deutsch-französische Freundschaft „unverrückbar“ und sein Engagement für die DFPV eine „beglückende Arbeit.“ Klinkert und Kopf lobten die Arbeit ihrer Vorgänger und versicherten den in Dortmund versammelten Freunden des Deutsch-Französischen, dass sie die begonnene Arbeit mit vollem Engagement fortsetzen werden.
Der Preis ist nach der Gründerin und ersten Präsidentin der VDFG, Elsie Anna Grace Kühn-Leitz, benannt, die der Unternehmerfamlie Leitz in Wetzlar entstammt. Das Preisgeld wird von der Ernst-Leitz-Stiftung vergeben, deren Vositzender, Dr. Oliver Nass, ein Enkel von Elsie Kühn-Leitz, gern an der Preisverleihung teilnahm. Das Geld wird einem Beschluss des Vorstands der DFPV zufolge dem Centre Francais de Berlin zur Verfügung gestellt. DP
Bild: v.l.n.r.: Dr. Oliver Nass, Dr. Claire Demesmay, Dr. Christophe Arend, Brigitte Klinkert, Dr. Margarete Mehdorn, Chantal Kopf, Andreas Jung, Jochen Hake (Foto: DP)