Bei der Feier des 60jährigen Jubiläums des Elysée-Vertrags im Pariser Goethe-Institut konnten die knapp 200 anwesenden Gäste gleich ein weiteres Jubiläum feiern: Drei Jahre Deutsch-Französischer Bürgerfonds. Der Festakt zum Jubiläum des Elysee-Vertrags, eigentlich für den Januar geplant, hatte verschoben werden müssen, weil ein Streik der Eisenbahnen die Anreise unmöglich machte. Nun gab der auf den 18. April verschobene Empfang den Anlass, zugleich den Jahrestag des Bürgerfonds zu feiern, der nach nur drei Jahren schon ein großer Erfolg ist. Neben Besuchern in Präsenz im Goethe-Institut waren etwa 150 weitere Personen dem Festakt per livestream zugeschaltet.
Die Vertreter des Deutsch-Französischen Jugendwerks (DFJW), Anne Tallineau und Tobias Bütow, sowie der Leiter des Bürgerfonds, Benjamin Kurc, konnten eine beeindruckend postive Bilanz des Bürgerfonds ziehen. Der Jahresetat wurde bereits für dieses Jahr von 2,4 Millionen auf 5 Millionen € fast verdoppelt. Und schon jetzt, im April 2023, erreicht die Zahl der Anträge auf Förderung mit über 800 fast das Jahresergebnis von 2022, als 909 Anträge bewilligt werden konnten. Das Angebot an die Bürgerschaft und auch die Lebendigkeit der unterschiedlichsten Projekte und Aktionen auf der Ebene der Kommunen und in der Gesellschaft haben offensichtlich große Akzeptanz gefunden, auch wenn einige Einschätzungen des anwesenden Publikums durchaus kritisch und nachdenklich ausfielen. Zweifel daran, dass sowohl der Elysee-Vertrag mit der Gründung des DFJW, als auch der Aachener Vertrag mit der Einrichtung des Bürgerfonds Erfolgsgeschichte geschrieben haben, kamen nicht auf.
Unter charmant-kritischer Moderation der Journalistin Romy Strassenburg diskutierten Melanie Haas (Bundesfamilienministerium), Benjamin Kurc (Bürgerfonds), Lola Ott (octo’pus) und Dr. Yann Wernert (Jacques-Delors-Center/Hertie School) über das zivilgesellschaftliche Engagement im deutsch-französischen Verhältnis. Nach Aufassung von Melanie Haas bleibt es dauerhafte Aufgabe der Gesellschaft, weiter bestehende Stereotype zu überwinden. Gerade bei der Bewältigung der aktuellen Krisen in Deutschland wie in Frankreich komme es auf ein funktionierendes Miteinander an, denn allein national seien diese nicht zu bewältigen. Dr. Yann Wernert mahnte, nicht alles nur in abstrakten Zahlen zu messen. Zum wechselseitigen Verständnis gehörten Esprit und die Einstellung zur Kultur des anderen. Nach wie vor könne so die Zivilgesellschaft als „Rückhaltemechanismus“ dienen, wenn auf höherer politischer Ebene Differenzen aufträten.
Einig waren sich die Diskutanten darüber, dass sich eine kulturelle Annäherung vollziehe und Ländergrenzen faktisch nicht mehr spürbar seien. Viele Themenstellungen und Probleme unserer Länder sind längst vielfach grenzüberschreitend. Insofern könne man das „Franco-Allemand“ auch als Laboratorium verstehen, in dem noch viele Möglichkeiten entwickelt und ausgeschöpft werden könnten. Eine optimistische Antwort auf die Frage, die das Motto des Festabends in der Avenue d’Iéna war: „Die deutsch-französische Zivilgesellschaft: Treibende Kraft für die Welt von morgen?“
Der Einladung des Bürgerfonds zu diesem Festakt waren VDFG-Präsident Jochen Hake und VDFG-Ehrenprösidentin Dr. Margarete Mehdorn gefolgt, die zugleich als Regionalberaterin des Bürgerfonds tätig ist. Auch FAFA-Präsident Jean-Michel Prats war zugegen. JH