Ihr traditionelles Jahrestreffen hielten die DFGen aus NRW diesmal am 22. März in Paderborn ab. Im „größten Computermuseum der Welt“, so die Eigenwerbung des „Heinz Nixdorf MuseumsForums“, kamen etwa 40 Vertreter:innen Deutsch-Französischer Gesellschaften aus dem Land „zwischen Rhein und Weser“ zusammen, um über die Zukunft ihrer Arbeit zu diskutieren. „Lebendig und digital – Vereinsarbeit im Wandel“ lautete in diesem Jahr das Motto. Als Ehrengäste waren der Bürgermeister von Paderborn, Michael Dreier, und Frankreichs Generalkonsul in Düsseldorf, Dr. Etienne Sur, geladen. Ausserdem trugen Julia Müller, die hauptamtliche Transformationsbeauftragte der VDFG, sowie Simon Kramer, Juniorbotschafter des Deutsch-Französischen Jugendwerks (DFJW), zu der Diskussion bei; beide gehören auch zum Deutsch-Französischen Jugendausschuss (DFJA). Dieser war auch mit einigen Mitgliedern vertreten, die sich zum Teil parallel auch zu einem Gedankenaustausch zusammensetzten.
Wie Birgit Kelliger, die Präsidentin der DFG Paderborn zur Begrüßung sagte, drehte sich diese Tagung um die Rolle unserer Vereine, deren Aktivitäten sich durch soziale Medien und virtuelle Veranstaltungen in den vergangenen Jahre erheblich verändert haben. Es erweise sich, dass die damit einhergehende Transformation nicht nur eine technische, sondern auch eine kulturelle Herausforderung darstelle, der wir uns zu stellenhaben. VDFG-Präsident Jochen Hake wies in seinem Grußwort darauf hin, dass das deutsch-französische Engagement gerade in den Zeiten tiefer Umbrüche, die wir gerade erleben, insbesondere im Verhältnis zu den USA, so wichtig sei wie selten zuvor. Es liege besonders an Deutschland und Frankreich, gegenseitiges Vertrauen und Freundschaft innerhalb der EU zu stärken. Leider habe die scheidende Bundesregierung das „Deutsch-Französische“ nicht in dem Maße gefördert, wie es sich die VDFG gewünscht hatte. Entsprechend hoch seien unsere Erwartungen an die künftige Bundesregierung. Die VDFG hat gemeinsam mit dem Verband der deutschen Ehemaligen der ENA in der vergangenen Woche ihre konkreten Anregungen an uns bekannte Politiker geschickt, die in den Koalitionsverhandlungen eine Rolle spielen.
Paderborns Bürgermeister Michael Dreier würdigte in seinem Grußwort das Engagement der jungen Leute, die hier anwesend waren. Er hob die langjährige Partnerschaft seiner Stadt mit Le Mans hervor, zweier Städte, die über die katholische Kirche bereits seit dem 9. Jahrhundert in direktem Austausch miteinander stehen. Außerdem pflege die Stadt auch eine Partnerschaft mit der polnischen Stadt Przemysl, 10 km von der ukrainischen Gernze entfernt, der man seit Beginn des Krieges bei der Bewältigung der Aufnahme vieler Flüchtlinge geholfen habe und weiter helfe. Insofern sei auch Paderborn von der russischen Aggression gegen seinen Nachbarn unmittelbar betroffen. Generalkonsul Dr. Etienne Sur dankte für das Engagement der DFGen, die für die deutsch-französische Freundschaft und die zivilgesellschaftliche Vernetzung unserer beiden Länder ausschlaggebend seien. So nehme auch die Zahl der Französisch Lernenden nach einem Jahrzehnt des Rückgangs langsam wieder zu. Sur sagte auch, er habe noch eine europäische Botschaft: Frankreich stehe für die Unterstützung der Sicherheit Europas. „Wir Europäer sind stark; wir wissen es vielleicht nur noch nicht genug,“ sagte er.
Was die Transformation unserer Vereinsarbeit angeht, so verwies Julia Müller auf die Angebote ihrer Transformationsstelle, die jederzeit über die VDFG-Webseite abrufbar sind und die die Sichtbarkeit unserer Vereine stärken soll, nicht zuletzt um die jüngere Generation mit ihren eigenen Kommunikationsgewohnheiten zum Engagement für das Deutsch-Französische zu gewinnen. Dabei, betonte Simon Kramer, müsse es auch darum gehen, mit den neuen Techniken, insbsondere künstlicher Intelligenz, verantwortungsvoll umzugehen.
In einem ausführlichen Vortrag über „Chancen und Stolpersteine: KI im Verein rechtlich sicher nutzen“ legte die Rechtsanwältin Anna-Kathrin Titze anschaulich dar, welche Regeln bei der Nutzung von KI und Internet in der Vereinsarbeit zu beachten sind. Immerhin gebe es seit dem 1.8.2024 weltweit erstmals eine gesetzliche Grundlage für Bedingungen bei der Nutzung dieser Techniken, die KI-Verordnung der EU, die für alle Anbieter gilt, die in der EU tätig sind. Diese unterscheide drei Kategorien von KI: KI-Fähigkeiten, die inakzeptabel sind und deren Nutzung damit verboten ist; Fähigkeiten, die ein hohes Risiko für die Wahrung individueller Rechte darstellen und bei deren Nutzung besondere Sorgfalt zu walten hat; und risikoarme Anwendungen. Um solche Fähigkeiten z.B. im Management unserer Vereine nutzen zu können (in verschiedenen Bereichen sie dies durchaus sinnvoll und hilfreich) , sei eine KI-Schulung gefordert – zumindest für die Person, die im Vorstand dafür zuständig sei. Für die Einhaltung dieser Grundsätze wie auch für die Datenschutz-GrundVO der EU sei der Vorstand verantwortlich.
So gab diese Tagung nicht nur Gelegenheit, zum Gedanken- und Erfahrungsaustausch unter den DFGen in NRW; sie gab auch konkrete Orietierungshilfe in Anbetracht der Tatsache, dass mehr oder wenige alle Vereine vor den Herausforderungen der Transformation stehen, und dies in einer Zeit internationaler Umbrüche, in der unser Engagement für das Deutsch-Französische so wertvoll ist wie nie. DP
