Prix Joseph Rovan 2025 verliehen

In der französischen Botschaft in Berlin wurden auch in diesem Jahr wieder drei DFGen mit dem Prix Joseph Rovan ausgezeichnet. Am Samstag, 14. Juni, empfing deshalb Botschafter François Delattre zum „Tag der Deutsch-Französischen Gesellschaften“ in der Botschaft am Pariser Platz. Dieser Preis in Höhe von je 1000 € wird gemeinsam von der Botschaft im Zusammenwirken mit der VDFG für Europa und dem Bürgerfonds an Deutsch-Franazösische Gesellschaften oder Partnerschaftsvereine verliehen, die ein besonderes Engagement gezeigt haben. In diesem Jahr war der Preis dem Thema „Erinnerungskultur, Demokratiebildung und Zivilgesellschaft“ gewidmet, der „Auseinandersetzung mit den Erinnerungen zwischen Deutschland und Frankreich.“

Der Botschafter dankte „im Namen Frankreichs“ allen DFGen für ihr Engagement, das den eigentlichen „Schatz der deutsch-französischen Freundschaft“ ausmache und diese zu einer „Herzensangelegenheit“ mache. Gerade im Kontext des 80. Jahrestags der Befreiung Europas von der Naziherrschaft müssten die auf dem Sieg der Demokratien beruhenden Grundfreiheiten gegen stärker werdende Tendenzen zum Revisionismus und zur Geschichtsfälschung geschützt werden. Dazu leisteten die DFGen einen gundlegenden Beitrag, ganz im Sinne des französischen Philosophen Paul Valéry: „Erinnerung ist die Zukunft der Vergangenheit.“ Der Botschafter erinnerte daran, dass Joseph Rovan, der in München geborene Widerstandskämpfer, europäisches Bürgerbewußtsein geprägt habe. Dadurch sei die Utopie des Friedens in Europa Wirklichkeit geworden. Nun gelte es, junge Menschen in die notwendige Erinnerungsarbeit einzubinden.

VDFG-Präsident Jochen Hake dankte dem Botschafter und seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dafür, dass die Preisverleihung wieder in den Räumen der Botschaft in Berlin stattfinden konnte. Er gab seiner Hoffnung Ausdruck, dass mit der neuen Bundesregierung eine frische Dynamik auf der politischen Ebene entstehe, wo mit politischem Fingerspitzengefühl die für die Zukunft so wichtige Erinnerungsarbeit und Demokratiebildung aktiv betrieben werde.

Der „Prix Joseph Rovan“ wird seit 2006 vergeben. In diesem Jahr, in dem die Auswahl nach Jochen Hakes Worten eher schwierig gewesen sei, wurden ausgezeichnet: Der Kulturverein Oberasbach e.V. (Mittelfranken), hat im Zusammenhang mit der Europawahl 2024 ein grenzüberschreitendes Projekt zur Bildung eines europäischen Bewusstseins realisieren können und wurde dafür ausgezeichnet. Das „Franz-Stock-Komitee für Deutschland e.V.“ erhielt den Preis für sein Projekt „Der Friede wandert durch Europa“, mit dem eine Reise durch Stationen des Lebens dieses katholischen Priesters organisert wurde, der von 1934 bis 1948 Rektor der Deutschen Katholischen Gemeinde in Paris war und als Seelsorger für die Gefängnisse und die Hinrichtungsstätte auf dem Mont Valérien tätig war. Sein Elternhaus steht in Arnsberg-Neheim, wo heute ein Denkmal an sein Wirken für Menschen in Deutschland und Frankreich, selbst in den dunkelsten Zeiten des Krieges, erinnert. Die DFG Köln schließlich erhielt den Preis für ihr „intergenerationelles Erinnerungsprojekt“, mit dem „Alte“ der DFG und „Junge“ der Universität Köln und des germanistischen Semianrs an der Universität Lille der Verbindung zwischen den Partnerstädten einen neuen Impuls gaben.

In einer höchst interessanten Podiumsdiskussion gingen Anita Placenti , die Leiterin des Instituts für Zeitgeschichte und Stadtrepräsentation der Stadt Wolfsburg, und Ricarda Bauch, Referentin im Bundesministerium für Bildung, Familie, Senioren, Frauenund Jugend, der Frage nach, wie die Zivilgesellschaft sich den Herausforderungen der Erinnerungsarbeit und Demokratiebildung stellen könnne. Moderiert von Julien Acquatella von der französischen Botschaft diskutierten sie, wie Geschichtsfälschung und Revisionismus die Demokratie gefährden, wie sich diese auf sozialen Plattformen digital umfangreicher und schneller verbreiten und wie, vor allem jüngere Menschen, die Medienkompetenz erwerben können, die es ihnen erlaubt, den digitalen Raum und reale, authentische Orte miteinander zu verbinden. Erinnerungsarbeit, sagten die Forscherin und die für das Programm „Demokratie leben“ der Bundesregierung zuständige Expertin, ist sinnstiftend und identitätsstiftend zugleich. Deshalb biete das Programm der Bundesregierung den Kommunen, wie etwa der Stadt Wolfsburg, eine „Partnerschaft für Demokratie“ an, in der lokales Engagement und staatliche Unterstützung miteinander verknüpft werden können. Deutsch-Französische Gesellschaften sind geborene „Partner für Demokratie“ und sollten sich, das läßt diese Veranstaltung erwarten, dabei der Unterstützung beider Regierungen sicher sein können. DP

(Bild oben: Vertreter Kulturverein Oberasbach, DFG Köln, Franz-Stock-Komitee, Botschafter Delattre, Kulturverein Oberasbach, DFG Köln; Quelle. Französische Botschaft in D)

(Bild unten: Podiumsdiskussion mit Julien Acquatella, Anita Placenti und Ricarda Bauch (vlnr); Quelle: Quelle: Französische Botschaft in D)