So der Titel der Dortmunder Ruhr-Nachrichten zur Berichterstattung über den dritten und letzten Tag des Staatsbesuchs von Präsident Emmanuel Macron am 28.5.2024 in Münster, Herz Westfalens und Stadt des Westfälischen Friedens von 1648. Ob es Liebe auf den ersten Blick für Emmanuel Macron war, als er in jungen Jahren als Austauschschüler zwei Mal aus Amiens familiär in der damals noch eher grauen Ruhrgebietsmetropole Dortmund zu Gast war und ein einfach-bürgerliches Abendbrot aß, wird niemand mehr ergründen können. Denn eigenartigerweise ist es bislang niemandem gelungen, weder die Dortmunder Austauschschule noch die gastgebende Familie ausfindig zu machen. Sei’s drum: Dass der französische Präsident im Ruhrpott zu Gast war und seine Zuneigung zu Deutschland seit jungen Jahren auch an dessen Literatur – bis heute – festmacht, sind unbestrittene Fakten.
Tatsächlich ist es nicht übertrieben festzuhalten, dass dem ersten Mann in der französischen Republik in den drei Tagen seines Staatsbesuchs durchweg große Zuneigung entgegenschlug: Ob in Berlin auf dem Demokratiefest und bei den Besuchen und Spaziergängen durch die Stadt, u.a. zum Holocaust-Mahnmal, oder in Dresden, wo es ihm gelang, mehr als 10.000 Bürgerinnen und Bürger, und dabei erfreulicherweise überwiegend junge Menschen, in die Innenstadt zu bewegen, die nachdenklich bis begeistert den Vorstellungen des Präsidenten über die Zukunft Europas lauschten. Dass dazu Kommentare erschienen, dass Macron in diesem Maße die Menschen in Frankreich nicht würde bewegen können, war zu erwarten und ist naheliegend. Aber auch die Frage, welche*r deutsche Politiker*in würde Derartiges in Deutschland aktuell schaffen können?
Das Zeichen nach außen trägt dennoch Gutes in sich, wenn der unbefangene Betrachter der Berichterstattung entnehmen kann, dass das persönliche Verhältnis des Ehepaares Macron mit Ehepaar Steinmeier/Büdenbender offenkundig ein sehr gutes ist. Und – wie zu vernehmen war – dass auch die Stimmung auf dem sonntäglichen Festbankett auf Schloss Bellevue eine ebenso außerordentlich gute gewesen sein soll.
Zu den beiden ersten zur Zufriedenheit des Gastes und des Gastgebers verlaufenen Besuchstagen trat am Montagvormittag im westfälischen Münster ein Festakt hinzu, der sich nicht nur feierlich gestaltete, sondern durchweg den Geist der europäischen Einigung in sich trug. Geduldig warteten über 400 geladene Gäste im Historischen Rathaus bei Kaffee und Wasser auf das Eintreffen der deutschen und französischen Delegation – der Anflug von Dresden nach Münster verspätete sich nicht unwesentlich. Von Rang und Namen waren Vertreter*innen der Wirtschaft aus Westfalen-Lippe als Träger und Stifter des Preises ebenso zugegen wie hohe Politikprominenz. Anzutreffen waren – wohlgemerkt unter anderen – Friedrich Merz, Carsten Linnemann, Wolfgang Ischinger, Hans-Gert Pöttering, Norbert Röttgen, Lisa Paus sowie aus Frankreich die Abgeordneten der Nationalversammlung Brigitte Klinkert, Frédéric Petit und Sylvain Maillard neben Botschafter Stefan Steinlein aus Paris, Botschafter François Delattre aus Berlin und Generalkonsul Dr. Etienne Sur aus Düsseldorf.
Sehr freundschaftlich und empathisch ging Bundespräsident Frank Walter Steinmeier in seiner Laudatio auf die Person von Emmanuel Macron ein: „Leben heißt Handeln.“ – Dies sei eine der Lebenseinstellungen des französischen Präsidenten, die auf einem Zitat von Victor Hugo beruhe: „Andere sprechen von Grenzen, lieber Emmanuel, Du sprichst von Horizonten„, so Steinmeier. Und weiter: „Wir müssen unsere Abhängigkeiten verringern und Du hast schon lange die europäische Souveränität beschworen.“ Er, Steinmeier, sei stolz und glücklich, ihm den Preis des Westfälischen Friedens überreichen zu dürfen. Die vertraute Beziehung beider war überzeugend spür- und erkennbar.
Die Antwort Emmanuel Macrons und sein Dank war wiederum geprägt von perspektivischen Mahnungen: „Wir müssen den eigenen Optimismus verdoppeln, um klarzumachen, dass Europa die Lösung ist“. Die Europapolitik müsse insgesamt schwungvoller und elangetragener werden, um voranzukommen und um den Europagegnern und Euroskeptikern entgegenzutreten. Langer Applaus und stehende Ovationen wurden dem Preisträger zuteil. Auch die weiteren Redner des Vormittags betonten sehr nachdrücklich die Gefährdung Europas und das notwendige Einstehen für die gemeinsame Zukunft im geeinten Europa. Wobei NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst einen besonderen Wunsch äußerte: „Ich wünsche mir, dass die deutsche Seite künftig schneller und herzlicher auf Ihre Impulse antwortet“, kommentierte er in Richtung von Emmanuel Macron – dafür bekam er nachdrücklichen Applaus.
Herzlich war dann auch der Empfang durch die Münsteraner Bürgerinnen und Bürger, als beide Ehepaare gemeinsam mit EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und Münsters OB Markus Lewe auf dem Balkon des Stadtweinhauses die Bürgerschaft und viele Jugendliche begrüßten. Auch Vertreterinnen und Vertreter einiger Organisationen aus der deutsch-französischen Zivilgesellschaft waren vor Ort. Zum letzten großen Ereignis im Programm des ersten französischen Staatsbesuchs in Deutschland nach 24 Jahren war auch unsere VDFG als Bundesvereinigung eingeladen. Für den Vorstand nahmen Präsident Jochen Hake und Vizepräsident Dr. Claus-Michael Allmendinger am Festakt und an der feierlichen Preisverleihung in Münster teil.
Neben Emmanuel Macron wurde ebenso das Deutsch-Polnische Jugendwerk mit dem Friedenspreis ausgezeichnet. Die Laudatio für die jungen Vertreter*innen des Jugendwerks hielten Bundesfamilienministerin Lisa Paus und ihre polnische Ministerkollegin Barbara Nowacka.
Emmanuel Macron stiftete übrigens sein Preisgeld noch am Vormittag dem Deutsch-Französischen Jugendwerk. (JH)
Der Internationale Preis des Westfälischen Friedens, kurz Westfälischer Friedenspreis, wird seit 1998, dem Jahr des 350-jährigen Jahrestages des Westfälischen Friedens, alle zwei Jahre von der Wirtschaftlichen Gesellschaft für Westfalen und Lippe e. V. verliehen. Dotiert ist der in Münster gestiftete Friedenspreis mit 100.000 Euro. Verliehen wird der Preis je zur Hälfte an zwei Preisträger. Einerseits geht das Preisgeld zur Hälfte an Persönlichkeiten oder Repräsentanten von Staaten und Gruppen, die sich für den Zusammenhalt Europas eingesetzt haben. Und andererseits geht das Preisgeld zur Hälfte an Jugendliche und Jugendorganisationen, die durch ihr Handeln zum Vorbild für Frieden in der Welt geworden sind. (Quelle: Wikipedia)