„Neue Formen der Mobilität zur Belebung des deutsch-französischen Austauschs“ – So lautete das Motto unseres diesjährigen Jahreskongresses, bei dem wir vom 20. bis 22.10.2023 mit unseren Freunden der FAFA (Fédération des Acteurs Franco-Allemands pour l’Europe) im Palais des Congrès in Versailles darüber diskutiert haben, wie der so engen und tiefen Beziehung zwischen unseren beiden Gesellschaften neuer Elan gegeben werden kann. Zwei zentrale Botschaften gehen von diesem Kongress aus: FAFA und VDFG haben ein Konzept für „Pôles franco-allemands“ entwickelt, damit die Voraussetzungen für Mobilität zwischen unseren beiden Ländern verbessert werden. Zum Erlernen der Sprache des Anderen sollen Synergien aus verschiedenen Aktivitäten gesucht und ihnen mehr Visibilität gegeben werden. Damit soll das Interesse und die Freude am Erlernen der Sprache gefördert werden. Außerdem haben VDFG und FAFA gemeinsam ihren Widerspruch gegen die Schließung von drei Goethe-Instituten in Frankreich bekräftigt.
Bei der Eröffnung des Kongresses am Freitag hatte VDFG-Präsident Jochen Hake gemahnt: „Wir laufen Gefahr, dass es zunehmend an gegenseitigem Verständnis mangelt und wir an Nähe zueinander verlieren.“ Zugleich zeige der große Erfolg des auf Vorschlag der VDFG im Jahr 2019 eingerichteten Bürgerfonds aber, wie sehr sich die Zivilgesellschaft für Austausch und Verständigung engagiere. Dies gelte es zu unterstützen, denn „die Pflege der Freundschaft zwischen unseren beiden Ländern wird nie enden.“ Zuvor hatte FAFA-Präsident Jean-MIchel Prats zur Eröffnung betont, dass unsere beiden Verbände sich dafür einsetzen wollen, die Mobilität zwischen unseren Ländern in allen Bereichen zu fördern und insbesondere Wege zu suchen, wie das Erlernen der Sprache des anderen gefördert werden kann.
Feierlich eröffnet wurde der Kongress von der Staatssekretärin im französischen Außenministerium, Laurence Boone, und dem neuen Botschafter Deutschlands in Paris, Stephan Steinlein. Laurence Boone war kurzfristig verhindert, persönlich anwesend zu sein, wurde aber per Video zugeschaltet. Ihre Botschaft lautete, dass der Vertrag von Aachen von 2019 viele Möglichkeiten für die Zivilgesellschaften biete (u.a. den Bürgerfonds, DP), um Austausche auf vielen Ebenen, besonders im Grenzgebiet, zu organisieren und so die Mobilität der Menschen zu stärken. Botschafter Steinlein seinerseits, der noch als letzter Botschafter der demokratischen DDR 1990 sechs Wochen lang in Paris residiert hatte, war persönlich erschienen und mahnte, dass Deutschland und Frankreich gemeinsam die Verantwortung dafür trügen, für die vielfältigen Probleme und Krisen auf unserem Kontinent Lösungen zu finden. Nicht nur herrsche wieder Krieg auf unserem Kontinent und in unserer Nachbarschaft, auch unsere demokratischen Werte in Europa seien in Gefahr. Deshalb sei „ein starkes und souveränes Europa“ nötig, um diesen Gefahren zu begegnen. Der Botschafter sagte VDFG und FAFA die volle Unterstützung der deutschen Botschaft zu.
In Vertretung der Präsidentin der Region Ile-de-France, Valérie Pécresse, bekräftigte Sylvie Piganeau auch eine „Strategie der dezentralisierten internationalen Zusammenarbeit“, in der die Regionen und Bundesländer ihre Rolle fänden. So ist die Ile-de-France vor einem Jahr eine Kooperation mit dem Freistaat Bayern eingegangen, nachdem sie schon zuvor mit dem Saarland und mit Brandenburg kooperierte. Der Bürgermeister von Versailles , François de Mazières, machte auf die Symbolkraft seiner Stadt für das deutsch-französische Verhältnis aufmerksam. Schließlich hatte sich hier der preußische König im besiegten Frankreich 1871 zum deutschen Kaiser ausrufen lassen, und das besiegte Deutschland musste 1919 im Friedensvertrag von Versailles den Bedingungen des Siegers zustimmen – Erinnerungen an gegenseitige Demütigungen, die keinen Frieden gebracht haben. Erst die Aussöhung nach dem Zweiten Weltkrieg hat die enge Bindung zwischen beiden Ländern ermöglicht. Der Oberbürgermeister der mit Versailles verschwisterten Stadt Potsdam, Mike Schubert, hat sich bei seinem ersten Besuch in der Partnerstadt auch gleich in sie „verliebt.“
In der Abschlussrunde am Sonntag betonte auch der Abgeordnete der Auslandsfranzosen in Deutschland, Francois Petit, die Bedeutung des Spracherwerbs. „Wir müssen dafür kämpfen, daß die Sprache des anderen gelernt wird,“ sagte der Abgeordnete. Mit den neuen Übersetzungstechniken sei „eine Dynamik entstanden, die einen Angriff auf alles darstelle, was wir erreicht haben. Eine Fremdsprache spricht man nicht, man wohnt in ihr,“ sagte Petit und macht damit darauf aufmerksam, dass Sprachkenntnis mehr ist, als nur Mittel zur Kommunikation. Er bemängelte, dass die deutsche Seite im Vorfeld der Entscheidung zur Schließung der Goethe-Institute nicht das Gespräch gesucht habe. „Aber wir werden eine Lösung finden,“ sagte er zum Abschluss.
Eine Zusammenfassung der Diskussionen beim Kongress finden Sie in einem gesonderten Beitrag.
Der nächste Jahreskongress wird vom 4. bis 6.10.2024 in Landau/Pfalz stattfinden. DP