Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron musste im letzten Moment absagen – angesichts gewaltsamer Unruhen im ganzen Land wurde der geplante Staatsbesuch in Deutschland, der mit seiner Teilnahme an der Feier zum 75. Geburtstag des Deutsch-Französischen Instituts (dfi) in Ludwigsburg am 3. Juli beginnen sollte, kurzfristig verschoben. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, der dafür volles Verständnis äußerte, kam dennoch und wohnte dem Festakt im Forum des Ludwigsburger Schlossparks bei. Das dfi war zu einem Zeitpunkt gegründet worden, als es die Bundesrepublik Deutschland noch nicht gab – Anlass genug, dass der oberste Repräsentant der Republik das Wirken des dfi würdigte.
Vor mehreren Hundert geladenen Gästen betonte Steinmeier: „Wenn wir heute zurückschauen, dann können wir stolz darauf sein, was uns, Franzosen und Deutschen, gemeinsam gelungen ist. Ein starkes, souveränes Europa, das bleibt unser gemeinsames Ziel und daran arbeiten wir mit aller Kraft.“ DFI-Präsidentin Sylvie Goulard hob in ihrer Ansprache die Bedeutung des direkt gewählten Europäischen Parlaments deutlich hervor und verband damit die Forderung nach größerer Bereitschaft zur Abgabe von Kompetenzen an die EU: Man könne nicht stets nur die Vorteile der Gemeinschaft für sich reklamieren. Für die französische Seite und damit stellvertretend für Staatspräsident Macron stellte der französische Botschafter, S.E. François Delattre, die baldige Nachholung des Staatsbesuchs konkret in Aussicht. Die Arbeit des DFI für und mit der Zivilgesellschaft sei beispielhaft und einzigartig, sagte Delattre.
Auch das anschließende Podium, auf dem das Thema „Deutschland, Frankreich, Europa: Gemeinsame Chancen, gemeinsame Herausforderungen“ diskutiert wurde, war prominent besetzt: Neben Sylvie Goulard beteiligten sich Ministerpräsident Winfried Kretschmann und die Staatsministerin im AA, Anna Lührmann, an der Gesprächsrunde, die von DFI-Direktor Prof. Dr. Frank Baasner moderiert wurde; aus Paris war die französische Europaministerin Laurence Boone angereist.
Besondere Bedeutung erlangten Vertreter der jungen Generation, die sich seit geraumer Zeit schon in den Arbeitsgruppen zur „Zukunftskonferenz“ aktiv zeigten. Einige unter ihnen hatten Gelegenheit, auf dem Podium konkrete Fragen und auch Forderungen an die Diskutant*innen zu richten. Mit mehr oder minder befriedigenden Antworten der Podiumsgäste.
Die VDFG überbrachte dem DFI persönlich die Glückwünsche durch Vizepräsidentin Dr. Tanja Hermann und Präsident Jochen Hake. Auch Ehrenpräsidentin Dr. Beate Gödde-Baumanns war Gast der Veranstaltung. JH
Foto: Dr. Tanja Hermann, Sylvie Goulard und Jochen Hake.