In insgesamt fünf Podiumsdiskussionen und mehreren Arbeitsgruppen (Ateliers) haben die insgesamt über 200 Teilnehmer an unserem diesjährigen Jahreskongress in Versailles diskutiert, wie die Deutsch-Französischen Gesellschaften in unseren beiden Ländern und die beiden Dachorganisationen VDFG und FAFA die Mobilität zwischen Deutschland und Frankreich fördern können – „Mobilität“ verstanden im weitesten Sinne.
Zu Anfang haben Sprachexpertinnen und -experten das Konzept der „Pôles franco-allemands“ vorgestellt. Voraussetzung für Mobilität zwischen unseren Gesellschaften ist schließlich, dass wir uns verstehen und miteinander reden können. Deshalb ist das Erlernen der Sprache des Anderen so wichtig. Wie aber kann das Interesse und die Lust daran gefördert werden, Deutsch bzw. Französisch zu lernen? Mit den „Pôles franco-allemands“ sollen verschiedene Akteure, wie etwa die Partnerschaftskomitees, aber auch lokale Unternehmen dazu ermuntert werden, gemeinsame Sache zu machen und etwa den Spracherwerb zu unterstützen – z.B. bei gegenseitigen Besuchen oder auch im Wege von Austauschen etwa von Auszubildenden, damit diese Begegnungen nicht auf die Gruppe der Gymnasiasten begrenzt bleiben. Auch Unternehmer und staatliche Einrichtungen könnten dabei enger zusammenarbeiten. Im Laufe des Jahres 2024, so hoffen die Initiatoren des Konzepts, sollten mehrere solcher „Pole“ einzurichten sein, in denen sich die lokal Engagierten in ihren Aktivitäten jeweils aufeinander abstimmen und gegenseitig unterstützen.
Mobilität ist aber auch im wörtlichen Bewegung, Verkehr. In einer zweiten Podiumsdiskussion tauschten sich Experten des Verkehrswesens darüber aus, welche Erfahrungen deutsche und französische Transportunternehmen, also vor allem Deutsche Bahn und SNCF, gemacht haben und machen, um die Transportverbindungen zwischen unseren Ländern zugleich enger, effizienter, günstiger und möglichst CO2-frei zu gestalten. Ständiger Erfahrungsaustausch findet statt, aber eine zielgerichtete Ausrichtung auf die längere Perspektive tut not. Die Experten waren sich einig: „Wir müssen weiter gehen und schneller vorankommen.“
Eine dritte Podiumsdiskussion war der Mobilität im digitalen Raum gewidmet. Dabei legte vor allem der französische Minister für Digitales, Jean-Noel Barrot, unterstützt von einem deutschen Experten bei französischen Technologie-Konzern Thales, Bernhard Quendt, großen Wert darauf, dass der verantwortliche Umgang mit digitaler Information so früh wie möglich, also etwa in der Schule, aber nicht nur dort, erlernt werden müsse. Die Sicherheit der Kommunikation im Cyber-Raum und der Schutz persönlicher Daten unserer Bürger müsse im Zentrum stehen. Es dürfe nicht sein, dass die Verwaltung und Kontrolle dieser sensiblen Daten privaten Unternehmen außerhalb Europas überlassen werde. Hier müssten die Europäer, vor allem Frankreich und Deutschland, dafür sorgen, dass sie die dafür notwenige Technologie beherrschten und Regeln festsetzten, deren Einhaltung sie auch sicherstellen müßten.
Ein weiteres Podium widmete sich der Rolle territorialer Gebiertskörperschaften bei der Erleichterung von Mobilität. Gut funktionierende Städtepartnerschaften, wie etwa diejenige zwischen Alsdorf und St. Brieuc, können auf eine lange Geschichte der Aussöhnung und Freundschaft zurückblicken, müssen sich aber fragen, welche Rolle sie in der Zukunft, d.h. welche Rolle die junge Generation ihr zukommen lassen wollen. Dabei kann das Deutsch-Französische Zukunftswerk, ein vom Aachener Vertrag eingerichtetes Netzwerk, konkrete Hilfestellung leisten, wenn es um die gemeinsamen Herausforderungen der ökologischen Transformation unserer Gesellschaften geht. Auch die Kooperation zwischen französischen Regionen und deutschen Bundesländern wurde diskutiert. Und schließlich wurde auch an das Interesse Frankreichs an den Bundesländern der ehemaligen DDR thematisiert. Verbindungen, die es noch zu Zeiten der DDR gab, könnten wiederbelebt oder neu aufgelegt werden. Dafür engagiert sich sowohl der Verein „Koordinierungsstelle Ostdeutschland-Frankreich“ an der Universität Potsdam, als auch die französische Botschaft in Berlin in Kooperation mit den „Clubs d’Affaires Franco-Allemands“.
Schließlich diskutierten auch noch Vertreter des Deutsch-Französischen Jugendausschusses (DFJA) über die Themen, die in der jüngeren Generation in beiden Ländern vor allem auf der Tagesordnung stehen: Diskriminierungen in all ihren Facetten, Anerkennung und Abbildung gesellschaftlicher Diversität bzw. das Fehlen einer solchen, aber auch der Zugang zu all den Möglichkeiten, die es gibt, um Austausche zwischen Franzosen und Deutschen, also Mobilität zu ermöglichen. Auch die Mobilität von Schülern und Studenten wurde auf einem Podium diskutiert, auf dem eder ehemalige Minister Jean Arthuis wichtige Impulse gab.
Zum Abschluss konnte die deutsche Generalsekretärin des Zentrums für grenzüberschreitende Zusammenarbeit, Cathrin Gräber, noch darüber informieren, dass diese, ebenfalls vom Aachener Vertrag geschaffene, bilaterale Einrichtung nach der Pandemie-Phase Fahrt aufgenommen hat, um die direkte Mobilität im deutsch-französischen Grenzraum zu erleichtern – der oft noch zu viele administrative Hindernisse im Wege stehen. DP