Als Frankreichs Staatspräsident Charles de Gaulle und Bundeskanzler Konrad Adenauer vor sechzig Jahren, am 22. Januar 1963, ihre Unterschriften unter den „Vertrag über die deutsch-französische Zusammenarbeit“, kurz Elysée-Vertrag, setzten, führten sie Strukturen und Verfahren für die institutionelle Zusammenarbeit zwischen Frankreich und Deutschland ein, die auch in schwierigen Phasen Bestand haben sollten. Zusammen mit dem Netzwerk zivilgesellschaftlicher Akteure, das sich seit 1945 mit dem Ziel der Versöhnung entwickelt hatte, entstand eine einzigartige und solide Verbindung zwischen beiden Ländern, die Maßstäbe setzt, auch in und für Europa. Der Elysée-Vertrag sieht nicht nur engste Abstimmung im Regierungshandeln in der Außen-, Verteidigungs-, Bildungs- und Jugendpolitik vor, sondern führte mit dem Deutsch-Französischen Jugendwerk (DFJW) eine Förderung des zivilgesellschaftlichen Austauschs von Jugendlichen und in Partnerschaften auf allen Ebenen der Gesellschaft ein. Dieser zivilgesellschaftliche Austausch ist Garant stabiler bilateraler Beziehungen.
Diesem zivilgesellschaftlichen Engagement ist die Vereinigung Deutsch-Französischer Gesellschaften für Europa e.V. (VDFG) verpflichtet. Die VDFG nimmt deshalb den 60. Jahrestag des Elysée-Vertrags zum Anlass, um den politisch Verantwortlichen unserer beiden Länder für ihr dauerhaftes Engagement zu danken. Zugleich appellieren wir aber auch an sie, bei der Umsetzung der gemeinsam festgelegten Ziele in der bilateralen Abstimmung und Kooperation nicht nachzulassen! Mit großer Sorge haben wir in den letzten Monaten die Misstöne im deutsch-französischen Verhältnis und die Verschiebung des deutsch-französischen Ministerrates im Oktober 2022 zur Kenntnis genommen, ebenso wie die nachlassende Abstimmung zwischen den Regierungen und den Regierungschefs in ihren internationalen Interventionen.
Wir fordern alle Verantwortlichen auf, die bestehenden bilateralen Konsultationsmechanismen zu nutzen, um Unstimmigkeiten im direkten Gespräch auszuräumen und gemeinsame Positionen zu erarbeiten! Gerade in kritischen Zeiten wie diesen sind eine enge Absprache und ein deutsch-französischer Schulterschluss in der Europäischen Union und der Welt von essenzieller Bedeutung. Gleichzeitig setzt eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen unseren Partnerländern ein bedeutsames Zeichen für die Fortentwicklung eines einigen Europas.
In den letzten Monaten sieht sich die deutsch-französische Zivilgesellschaft angesichts der aktuellen Permakrisen erheblichen Herausforderungen ausgesetzt: Die Nachwirkungen der COVID-19-Pandemie auf grenzüberschreitende Begegnungen, steigende Belastungen von Engagierten und Vereinen durch die Inflationskrise und eine sich wandelnde gesellschaftliche Engagementkultur erschweren die Arbeit der Deutsch-Französischen Gesellschaften und Netzwerke. Umso wichtiger ist es, die zivilgesellschaftliche Basis als Garantin für stabile bilaterale Beziehungen nachhaltig zu stärken. Hier sind alle deutsch-französischen Akteure gleichermaßen gefordert!
Die VDFG für Europa e.V. wird zusammen mit ihrer französischen Schwesterorganisation, der FAFA pour l’Europe, hierzu ihren Beitrag leisten und weiterhin als verlässlicher Partner die zivilgesellschaftliche deutsch-französische Zusammenarbeit pflegen.
ÜBER DIE VDFG
Die VDFG für Europa e.V. ist ein ehrenamtlich geführter bundesweiter Verband. Er entstand bereits fünf Jahre vor dem Elysée-Vertrag als Arbeitskreis der lokalen Initiativen für die deutsch-französische Verständigung. Heute ist die VDFG mit 150 Mitgliedsgesellschaften und insgesamt rund 20.000 deutsch-französisch Engagierten das Netzwerk und Sprachrohr für das zivilgesellschaftliche „Franco-Allemand“ in Deutschland und kennt die Herausforderungen der ehrenamtlich Engagierten aus erster Hand. In diesem Sinne hat sich die VDFG auch für die Schaffung eines Deutsch-Französischen Bürgerfonds zur Förderung des Austauschs aller Alters- und Interessengruppen eingesetzt. Dieser Vorschlag hat Eingang in den Aachener Vertrag gefunden, der den Elysée-Vertrag seit dem 22. Januar 2019 ergänzt und zusätzliche ehrgeizige Ziele für die deutsch-französische Kooperation in Europa aufstellt.
IHR ANSPRECHPARTNER
Dr. Detelf Puhl
Pressereferent
puhl@vdfg.de